Kriegs-, Berufs & FamilienJahre
KriegsJahre
Nach geradezu unmenschlicher Ausbildung in der Wattener Lizum/Tirol wurde Mittergradnegger mit seinen gut durchtrainierten BergFreunden äußerst verlustreich in die KaukasusRealität geschickt. Nach Ausheilung einer heftig-gefährlichen SplitterVerwundung kam der Befehl im Herbst 1943 an die Eismeerfront nach Norwegen. Schon damals war der Name „Mittergradnegger“ immer mit „SINGEN“ verbunden. Daher der Befehl im Norden, einen SoldatenChor zusammenzustellen mit dem Auftrag, vom damals nördlichsten RadioSender der Welt in Vadsö eine musikalische 10. Oktober-Sendung zu gestalten. Die Eiseskälte setzte ihm körperlich sehr zu.
Im Jahr 1944 in Wiener Neustadt eingezogen, zum ReserveLeutnant ausgebildet, wurden diese jungen Menschen an die schon zusammengebrochene SüdFront geschickt. Sie waren dort in der Folge mit 21 Jahren die ältesten Offiziere, weil alle vor ihnen schon gefallen waren.
In jeder MöglichkeitsMinute wurde Mittergradnegger bekannt für seinen AufmunterungsSpruch „Sing ma a Liadle!“ Das Singen wurde für ihn und seine BunkerKameraden zum „ÜberlebensElixier“. Nur in diesen SingMinuten waren sie angstbefreit und konnten ein wenig der fürchterlichen Korsettierung dieser FrontZeit entfliehen. In den Erinnerungen bezeichneten sie dieses Singen als „Überlebens-Nahrung!“
Für all jene, die auf der Basis der Mutmaßungen immer gerne hinter dem Leben Günther Mittergradneggers etwas Dunkles vermuten, sei hier Aufklärung dienlich. Im handgeschriebenen Lebenslauf zum Ansuchen um die Anstellung in den SchulDienst nach dem Krieg findet man folgende Aussage:
„Ich war nicht Parteimitglied oder Anwärter und bin nicht registrierpflichtig“,
ein Faktum, das nicht nur im NS-Register der Stadt Klagenfurt seine Bestätigung findet, sondern vor allem in dem für die KriegsEreignisse kompetenten BundesArchiv Berlin, in dem nachweislich keinerlei AnhaltsPunkt für eine NSDAP-Mitgliedschaft zu finden ist. Es gibt keinen unterschriebenen Antrag, und in der vorhandenen, vordatierten MitgliederKartei ist der Name als „Mittergrad(E)negger“ fehlerhaft eingetragen. Jede falsche Schreibweise seines Namens hat Mittergradnegger hasserfüllt beanstandet und korrigiert! Einen solchen Antrag kann er nie gestellt, nie gesehen, geschweige denn damals als Minderjähriger jemals unterschrieben haben. Auch im Wiener StaatsArchiv gibt es keinerlei AnhaltsPunkte für derartige Unterstellungen! Genaue Details anbei im Sonderdruck aus CARINTHIA I 2022 / 212. Jahrgang, Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten, Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten, Klagenfurt.
BerufsDasein
Bereits ab Herbst 1945 unterrichtete Günther Mittergradnegger unmittelbar in der Hasnerschule in Klagenfurt - das wäre als einstiges NSDAP-Mitglied nicht möglich gewesen! -, legte in der Folge die erforderliche Lehrbefähigung für Volksschulen ab und lehrte von Ende 1947 bis anfangs 1950 an der LBA Klagenfurt den Gegenstand „Musik“. Es begann eine penetrante ParteiKorsettierung - daher überlebte der FreiGeist Mittergradnegger in der LBA nur 2 Jahre!
Vom Krieg und seinem BefehlsSystem geschunden, wollte er sich ein Leben lang von keiner politischen Partei vereinnahmen lassen, was ihm jahrelang nur Nachteile und vielerlei Feindschaften einbrachte.
Folge: Allein von 1950 bis 1952 vier DienstAntritte und entsprechend viele Dienst-Enthebungen an verschiedenen Schulen in Klagenfurt.
Er absolvierte in der Folge die HauptschulLehrerPrüfung und war bis 1964 Lehrer an der WestSchule in Klagenfurt. 1961 übernahm er für 2 Monate das VolksbildungsReferat für Kärnten. Parallel dazu engagierte er sich musikalisch bereits seit 1945 als „Freier Mitarbeiter“- damals in den ORF-Anfängen im KreuzberglBunker - und wechselte zum ORF Kärnten von 1965 bis 1969, sogar hauptberuflich als Leiter der Abteilung „VolksKultur“. Von 1970 bis 1980 oblag ihm die Leitung der Kulturabteilung beim Amt der Kärntner Landesregierung.
In seiner Pension ab 1981 stand er einige Jahre noch als Leiter dem Musikverein vor.
FamilienGründung
Im Mai 1945 traf er Erika Stranner, Maturantin der LBA, die ihm bislang aus der SingSchar mit ihrer hervorragenden SoloSopranStimme besonders auffiel. Bei diesem ersten Treffen spürten die beiden bereits besonderen GleichKlang, und es war ihm klar: „Diese Frau werde ich heiraten!“
Im Frühjahr 1947 wurde heimlich standesamtlich - weil Erika Protestantin und seine Familie streng katholisch - und im Sommer kirchlich geheiratet.
Und schon im November kam die „junge“ Erika nach schwieriger tagelanger SteißLage zu Hause zur Welt. Mutter Erika, gesanglich infolge ihrer bereits SoloKarriere als „Die Stranner“ bekannt, stand plötzlich zwischen Schule, Bühne, Herd und Kind. Sie opferte für die FamilienDreisamkeit sogar ein GesangsStipendium in Wien und war ihrem Mann ab diesem Zeitpunkt Gesangs-Gesprächs-Ideen-Organisations-Seelen-Partnerin auf dem gemeinsamen Lebensweg in einer jahrzehntelangen Kärntner Chor-MusikWelt.
1954 hat Sohn Wolfgang durch die Geburt den von den Sängern des Koschatbundes ausgesprochenen Makel, dass das erste Kind „leider nur ein Mädchen war“, vollkommen beseitigt. Die beiden Kinder Erika und Wolfgang schenkten ihren Eltern schließlich 4 EnkelKinder. 6 Urenkel erblickten das Licht der Welt.